G7-Gipfel

Neues Forschungsprogramm

Meere vor Plastikmüll schützen

Mit einem europaweiten Forschungsprogramm will die Bundesregierung gegen die wachsende Vermüllung der Meere durch Mikroplastik vorgehen. Ziel sei, mögliche Gefahren für die Meere und den Menschen zu erforschen und ihnen dadurch wirksam zu begegnen, so Bundesforschungsministerin Wanka.

Plastikmüll am Strand Wanka: Mikroplastik im Meer ist ein Problem, das ein international abgestimmtes Vorgehen erfordert. Quelle: picture alliance / dpa

Das Bundesforschungsministerium hat das europaweite Forschungsprogramm zum Thema Mikroplastik initiiert. Deutschland arbeitet dabei mit neun weiteren EU-Ländern zusammen. Insgesamt stehen bis zu 7,5 Millionen Euro für das Programm zur Verfügung.

Internationales Vorgehen erforderlich

Mikroplastik im Meer sei ein grenzüberschreitendes Problem, das ein international abgestimmtes Vorgehen erfordere, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zum Start des Programms in Berlin. "Umso wichtiger ist diese gemeinsame europäische Initiative. Unser Ziel ist es, mögliche Gefahren für die Meere und den Menschen zu erforschen und ihnen dadurch wirksam begegnen zu können."

Mit der Pilotmaßnahme wollen die Forscherinnen und Forscher zunächst eine einheitliche Messmethodik entwickeln, um wissenschaftliche Untersuchungen besser vergleichen zu können. Geplant ist, dass die Ergebnisse aus den geförderten Projekten in einem gemeinsamen Aktionsplan der G7-Wissenschaftsministerkonferenz zu Forschung und Innovation gegen Meeresvermüllung münden. Die Konferenz findet im Rahmen der deutschen G7-Präsidentschaft im Oktober in Berlin statt.

Meere stark gefährdet

Weltweit werden etwa 300 Millionen Tonnen Plastik jährlich hergestellt, davon 57 Millionen Tonnen in Europa. Allein 500 Milliarden Plastikflaschen kommen in den Handel, Tendenz steigend. "Und viele davon landen da, wo wir sie nicht haben wollen und wo sie viel Schaden anrichten", sagte Wanka. Mindestens 270.000 Tonnen schwimmen als riesige Plastikinseln auf den Weltmeeren. Ein Müllteppich im Nordpazifik hat etwa die Größe von Deutschland und Frankreich zusammen.

Die Ministerin wies auf die vielfältigen Gefahren für die Meere hin: Klimaveränderungen, Industrieabfälle, Ölkatastrophen oder Düngereintrag. Kunststoff macht 90 Prozent des Meeresmülls aus. Deshalb stelle er ein ganz besonderes Problem dar. "Die Grenzen der ökologischen Selbstreinigung sind längst überschritten, und deshalb ist das Thema 'Rettung der Weltmeere' und die Schaffung von Standards, die wir gerne hätten, ein ganz wichtiges", sagte Wanka.

Ein Teil des Plastikmülls zerfällt unter UV-Strahlung und Wellenschlag in langlebiges Mikroplastik. Noch ist unbekannt, wo der Müll herkommt, und wie er sich in den Meeren verteilt. Mikroplastik findet sich in vielen Meeresorganismen. Niemand weiß bisher, ob es wieder ausgeschieden wird oder sich im Gewebe anlagert. Fraglich ist somit, ob Fischesser in gefährlichem Ausmaß Kunststoffpartikel zu sich nehmen.

Plastikmüll im Alltag vermeiden

Die Wissenschaftler sind sich einig, dass es nicht möglich ist, den Plastikmüll einzusammeln. Wenn einmal in ferner Zukunft die Sedimentschichten untersucht werden, wird es eine Schicht aus unserer Zeit mit sehr viel Plastik geben. Wissenschaftler werden vom "Plastikzeitalter" sprechen.

Daher ist es besonders wichtig, auf den Konsum zu achten und darauf, wohin Abfall gelangt. Jeder sollte wissen, dass Mikroplastik in Zahnpasta und Kosmetika enthalten ist. Nur durch bewusstes Kaufverhalten können Konsumenten die Industrie dazu bewegen, auf derartig umweltschädliche Zusätze zu verzichten. Denn über das Abwasser gelangt das Mikroplastik ins Meer, da es sich derzeit nicht herausfiltern lässt. Es gilt also, beim Konsum das Meer mit zu bedenken.

Donnerstag, 26. Februar 2015